Aphorismen

APHORISMEN •

Über Nähe •

Das Maß der Nähe?

Es scheint als ob viele Menschen größtmögliche Nähe als das nicht hinterfragte Ziel einer jeden Liebesbeziehung sehen. 
Umso näher wir unserem Partner:in sind, umso mehr fühlt man sich gehalten, angenommen und geliebt; umso weniger sind wir konfrontiert mit unseren Ängsten.
 In diesem Drang nach Symbiose, diesem regressiven Drang nach Eins-Sein, wird alles was diesem entgegensteht als Bedrohung empfunden. Jede ‚gesunde‘ Grenze meines Gegenübers muss vermieden oder umgangen werden. 
In Gedanken hängen wir den Größen-Phantasien der idealen, all-umfassenden Liebe hinterher.
 Das sich -'Sehnen' kann ebenso erhebend wie quälend sein und darf kritisch betrachtet werden.  


Nähe und Intimität sind zweifelsohne zwei dieser wundervollen Dinge, die wir mit anderen Menschen teilen dürfen. Und doch darf Leben nicht bedeuten, in ein unentwegtes Streben nach diesem gebärmütterlichen Gefühlen zu verfallen. Das Maß und die Intensität mit der wir nach diesen Gefühlen suchen, können uns letztlich den inneren Mangel anzeigen, den ich ohne Ihnen verspüren würde. Mein Leben wurde bestimmt von diesem Mangel.
 Sich zu befreien von diesem zutiefst menschlichen Drang nach äußerer Geborgenheit und Gehalten-Sein ist eine der wichtigsten Aufgaben im Prozess der Entwicklung zur ‚Fähigkeit zu lieben‘. 
Nur wer sich selbst Geborgenheit schenken kann; Nur wer mit anderen sein ‚will‘ und nicht ‚muss‘, ist zu ‚wirklicher‘ Nähe fähig und setzt somit den Grundstein für aufrichtige Liebe, in der der andere nicht nur Funktion, sondern ‚wirkliches‘ Gegenüber ist. 
Wahre Nähe wird erst durch die Integrität deiner Selbst, also durch das bewusste Kennen deiner eigenen Grenzen möglich. 
Eine gesunde Beziehung zum anderen impliziert daher ebenso klar definierte Grenzen. 
In der Sexualität etwa können wir eine Auflösung eben dieser Grenzen erleben. Und das ist schön. 
Doch aufgelöst kann nur das werden, was zuvor definiert wurde. Die Intensität des Eins-Seins ist wesentlich bedingt durch das zuvor klar erlebte Zwei-Sein•

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